Der Begriff ‚Äther’ kommt von den alten Griechen, die den Grenzbereich von Irdischem und Kosmischem damit bezeichneten. Da ist Licht, Luft und Wärme.
Ätherische Öle werden nur unter Mitwirkung von Wärme und Licht gebildet. Sie sind das Duftprinzip der Pflanze. Und was unsere Nase erreichen soll muss sich der Luft mitteilen. Mit zunehmender Wärme werden die Düfte intensiver, in den Tropen gibt es sehr schwere, auch schwüle Düfte (Jasmin, Ylang-Ylang oder Vanille).
Es sind meist der Blüten-, Frucht- und Samenbereich in dem die Pflanze das ätherische Öl bildet (Rose, Orange, Anis), aber durchaus auch im Blattbereich (Pfefferminz, Rosmarin), in der Rinde (Zimt, Rosenholz, Zeder, Sandelholz) sowie in den Wurzeln (Meerrettich, Ingwer).
Der Duft ist das Edelste, Leichteste was die Pflanze bildet. Das ist die freundliche Seite der ätherischen Öle.
Die feurige Wärme der ätherischen Öle zeigt sich in dem Reiz, der Anregung, evtl. sogar der Allergie, die ein ätherisches Öl unverdünnt auf der Haut auslösen kann. Diese Reizwirkung steigert die Durchblutung der Haut, ernährt dadurch besser und transportiert Stoffwechselprodukte ab.
Deshalb muss die Dosierung vorsichtig gewählt sein! Eingebettet in ein fettes Öl, ein Badeöl, eine Salbe - so kann es heilend wirken.
Die Bezeichnung 'Öl' bringt die ätherischen Öle in Verwandtschaft mit den ‚fetten Ölen’. Ätherische Öle sind aus vielen verschiedenen chemischen Verbindungen zusammengesetzt, sind fettlöslich, enthalten jedoch keine Fette. In Wasser sind sie nur sehr wenig löslich. Sie sind viel feiner und leichtflüssiger als fette Öle – und vor allem flüchtig.
Von der Essenz zum ätherischen Öl: Essenzen sind natürliche Sekrete der Pflanzen. Das ganze Wissen der Pflanze ist darin gespeichert. Die Pflanze sammelt die Essenz in Drüsenhaaren, Öltaschen oder Ölbeuteln und z.B. durch Platzen kleiner Bällchen am Ende der Drüsenhaare entströmt dieses Feine und verbreitet sich als Duft um die Pflanze und strebt unter dem Einfluss von Wärme in den Luftraum hinaus.
Doch wie gewinnt der Mensch das ätherische Öl?
Dazu erzähle ich Ihnen eine kleine Geschichte:
Wir befinden uns in Indien. Zur Hochzeit von Shah Jehan wird der Wassergraben um das Schloss mit Rosenblüten bedeckt. Die geladenen Gäste überqueren mit Booten das duftende Wasser. Als die Sonne das Wasser zur Mittagsstunde erhitzt, löst sich die Essenz aus den Blüten und schwimmt auf der Oberfläche. Es kommt es zu einer natürlichen Destillation. Seither, so heißt es, kennt man in Indien die Herstellung von ätherischem Rosenöl. |
Der Mensch gewinnt das ätherische Öl durch WASSERDAMPFDESTILLATION.
Das Pflanzenmaterial wird in einen Alambique (span.: ein geschlossenes Kesselsystem) geschichtet. Es wird frisch oder getrocknet entweder direkt ins Wasser gegeben oder auf einem Rost darüber gehängt. Beim Erhitzen löst der durchströmende Wasserdampf die Essenz aus der Pflanze und trägt sie mit sich. In einem gekühlten Rohr kondensiert der Dampf. Das Kondensat sammelt sich in einem Behälter, es wird Hydrolat genannt.
Auf der Wasseroberfläche schwimmen Flüssigkeitstropfen – das ätherische Öl. Es besitzt eine geringere Dichte als Wasser und schwimmt obenauf.
In dem Destillationsprozess verwandelt sich der Duft und ist manchmal gar nicht wieder zu erkennen. Die Essenz geht durch einen Todesprozess und erscheint verwandelt und auf eine höhere Stufe gehoben wieder.
Es entstehen neue Qualitäten und Wirkkräfte, die z.B. der Tee der Pflanze nicht hat. Oft braucht es Tage bis Monate bis ein Duft reift. Ein gutes ätherisches Öl wird immer besser, so wie ein guter Wein. Das reine gewonnene ätherische Öl ist die konzentrierte Seele der Pflanze, die nun herausgelöst ist.
Mengen zur Gewinnung von 1 Liter ätherischen Öls:
Ätherische Öle sind sekundäre Pflanzenstoffe, es sind Abbauprodukte. Da sie selbst dem Abbauprinzip entstammen, haben sie die Fähigkeit, mikrobielles Leben einzugrenzen. Ganz allgemein wirken ätherische Öle gegen Bakterien und Pilze und manche sogar antiviral. Deshalb können auch Natur-Kosmetika ohne Konservierungsmittel hergestellt werde. Sie dienen also nicht nur dem Duft.